HYDROTHERAPIE
Hydrotherapie ist die systematische Anwendung von Wasser zur Behandlung akuter und chronischer Beschwerden.
Wasserkuren waren bereits im römischen Reich sehr verbreitet (Antonius Musa) und auch bei uns in Deutschland haben Wasserkuren eine lange Tradition. Sebastian Kneipp entwickelte die Hydrotherapie weiter und integrierte sie in das ganzheitliche System der Kneipp-Medizin.
Die Hydrotherapie dient
- der Abhärtung und Stabilisierung der Körperfunktionen und erhöht die Widerstandsfähigkeit
- zur Vorbeugung vor Verletzungen des Bewegungsapparates
- zur Regeneration und Rehabilitation
Anwendung und Wirkungsweise:
Bei der Hydrotherapie wird größtenteils der Temperaturreiz des Wassers genutzt, um Wärme oder Kälte zuzuführen und damit thermoregulatorische, analgetische und antiphlogistische Effekte zu erzielen (Vasokonstriktion, Vasodilatation). Die Applikation von Kaltwasser führt zuerst zu einer Vasokonstriktion (Gefäßengstellung = Zurückdrängendes Blutes in die Vene), auf die dann eine Vasodilatation ((Gefäßerweiterung mit vermehrter Durchblutung) mit reaktiver Erwärmung folgt. Weiterhin hat die Hydrotherapie Effekte auf die Blutverteilung, auf die Skelettmuskulatur und die Haut.
Die Temperatur wirkt u.a. auf den Gefäßtonus, auf die Wärmeregulation, den allgemeinen Stoffwechsel und die Blutzirkulation.
Eine bei Pferden häufig eingesetzte Variante der Hydrotherapie sind die Kneipschen Güsse.
Kneippsche Güsse:
Die Kälte der Kneippschen Güsse regt den Sympathikus an und wird bei wird bei entzündlichen Prozessen genutzt. Die Güsse sind ein einfaches Mittel und doch mit einer überraschend nachhaltigen und großen Wirkung verbunden. Das Besondere an Kneipps Güssen liegt darin, dass durch einen gebundenen, fast drucklosen Wasserstrahl ein Temperaturreiz nahezu ohne Reiz auf die Druckrezeptoren in der Haut ausgeübt wird.
Wirkung:
- ableitend
- durchblutungsfördernd
- Stärkung der Beckenorgane und des Nasen-Rachenraums.
- Bei körperlicher und geistiger Müdigkeit
- Herz-Kreislaufsystem anregend
- erhält die Elastizität der Gefäße
- regt den Stoffwechsel an
- trainiert die Adaptionsfähigkeit auf wechselnde Temperaturen
- verringert die Infektanfälligkeit
Kalte Güsse bewirken zunächst eine Engstellung der peripheren Blutgefäße, um den Wärmeabstrom
aus der Haut zu verringern. Die kurz darauf einsetzende Gegenreaktion führt zu einer wellenartigen
Entspannung der Gefäße mit einer gesteigerten Durchblutung im behandelten Aral (aktive
Hyperämie).
Während der Kältebehandlung kommt es zu einem Anstieg des systolischen und diastolischen Blutdrucks,
der jedoch während der nachfolgenden Gefäßerweiterung wieder ausgeglichen wird.
Der gesteigerte Energieumsatz nach einer Kältebelastung ist als thermoregulatorische Ausgleichmaßnahme
zu verstehen, mit dem Ziel, die abgegebene Wärme zu ersetzen.
Anwendung:
- Für einen Guss benötigt man einen gebundenen drucklosen Wasserstrahl, der das zu behandelnde Körperteil umspült. Die Entfernung zwischen Schlauchmündung und Körperoberfläche sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter betragen.
- Die Wassertemperatur liegt beim kalten Guss zwischen 10 und 15 Grad, beim warmen Guss zwischen 36 und 38 und beim heißen Guss um 40 Grad. Die Dauer des kalten Gusses beträgim Allgemeinen etwa 30 Sekunden. Beim Pferd eignet sich der kalte Guss für die Therapie, da in den seltensten Fällen warmes Wasseraus einem Schlauch zur Verfügung steht.ALISC THERAPIE.
- Ein Kneippscher Guss wird am lateralen (äußeren) Ballen des rechten Hinterbeins begonnen, wandert langsam an der hinteren Seite außen am Bein hinauf bis zum Sitzbeinhöcker. Dort beschreibt der Guss einen Kreis und wandert innen wieder runter bis zum inneren Hufballen
- Nach dem gleichen Prinzip geht man auf der vorderen Seite vor, wo man sich auch über das Sprunggelenk bis zum Kniegelenk hocharbeitet.
- Synonym zur Anwendung am Hinterbein kann der Guss auch am Vorderbein angewendet werden.
- Um das Pferd kreislaufschonend auf den Guss vorzubereiten, beginnt man immer so herzfern wie möglich. Die Reihenfolge der Beine sollte sein: hinten rechts, hinten links, vorne rechts, vorne links
- Nach dem Guss trocknet man die Haut nicht ab, sondern streift das Wasser lediglich mit den Händen ab. Danach regt man die Durchblutung durch Bewegung an, am besten durch schnelles Gehen mit dem Pferd. (ca. 10 Minuten)